Unsere Bäche ans Licht - Aachener:innen setzen sich ein „Das Wasser soll alltäglicher Begleiter des Lebens in Aachen sein“
Aachener Bächeabend im vornehmen Ballsaal des Kurhauses an der Komphausbadstraße: Der feierliche Rahmen war Anlass und Thema durchaus angemessen. Rund dreieinhalb Jahre nach ihrer Gründung durfte die Projektgruppe „Aachener Bäche ans Licht“ in mehrfacher Hinsicht aus dem Vollen schöpfen. Bei aller Bescheidenheit im Auftreten, den 20 Projektgruppenmitgliedern um die Initiatoren Helmut Berg und Markus Ulrich stand nach drei Stunden Programm der Stolz ins Gesicht geschrieben. Mit 170 Besuchern im bis auf den letzten Platz besetzten Saal, vielen Hundert beim Livestream auf dem Youtubekanal der Aachener Bürgerstiftung, hervorragenden Fachvorträgen, intensivem Gedankenaustausch und beeindruckenden Musik- und Tanzeinlagen von Heribert Leuchter mit zwei Tänzerinnen der Compagnie Irene K. wurden alle Erwartungen klar übertroffen. Vor allem: Es wurde mehr als deutlich, dass Stadt, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft das Ziel, das fließende Wasser aus dem Untergrund ans Licht zu bringen, verstärkt gemeinsam und entschieden verfolgen wollen.
Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen formulierte es so: „Wasser soll der alltägliche Begleiter des Lebens in Aachen sein.“ Aachen, mit 30 Bächen auf einer Länge von insgesamt 240 Kilometern gesegnet, davon 40 Kilometer verrohrt im dichten Siedlungsbereich, soll im Transformationsprozess der Innenstadt sich wandeln hin zu mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität. Und da spielt das Wasser eine tragende Rolle. Es sei eine Schande, so Keupen, dass Wasser als zentrales kulturhistorisches Erbe überwiegend im Untergrund fließe.
Stadtbaurätin Frauke Burgdorff sagte, Wasser müsse immer zusammengehen mit Aufenthalt und Schlendern. Denn Aachen sei zunächst die Stadt der Zufußgehenden. Sie machen mehr als 30 Prozent aller Menschen aus, die in Aachen unterwegs sind.
Hoch erfreut äußerten sich Keupen und Burgdorff darüber, dass es für das Bachprojekt Jakobstraße-Klappergasse-Rennbahn nun gesichert mehr als zwei Millionen Euro Bundesmittel geben wird, beschlossen im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Bedeutet: Bereits in naher Zukunft kann mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden. Übergeordnetes Ziel: Lebenslust und Lebensqualität steigern.
In Burtscheid ist absehbar, dass Machbarkeitsstudien und Vorüberlegungen in die Verwirklichung übergehen können. Eine entsprechende Studie wurde bereits öffentlich vorgestellt, und auch im Bereich Viktoriaallee und Oppenhoffallee konkretisieren sich die Pläne. Das gilt ebenso für die Vorhaben an Büchel und Theaterplatz. Dort stehen sieben Millionen Euro für die Umgestaltung inklusive Brunnenbauwerk zur Verfügung. Vorgesehen ist, das Gerinne von der Rennbahn weiterzuführen über die Kleinmarschierstraße bis hin zum Kapuzinergraben und Theater. Über Elisenbrunnen und Blondelstraße könnte eine Anbindung mit der östlichen Innenstadt und dem Willy-Brandt-Platz geschaffen werden.
Birgitta Hollmann vom Ökologie-Zentrum-Aachen beleuchtete das Thema Aachener Bäche historisch, zeichnete die Höhenschichten des Aachener Talkessels nach und beschrieb die Verläufe von Senser- und Johannisbach bis hin zu Bever- und Haarbach – oft auch als Grenzziehung zwischen den alten Stadtteilen. Markus Ullrich, für archigraphus aachen, umriss mit sinnlichem Verstand und Vergnügen das vorwiegend untergründige Heute und denkbare Morgen der Aachener Bachläufe. Christoph Klanten verstand es, in nicht minder rhetorisch-empathischer Gewandheit aufzuzeigen, was es für Burtscheid zwischen Ferberpark und Kurpark bedeuten könnte, Wasser sichtbar und erlebbar zu machen – hier im Mit- oder Nebeneinander von heißen Quellen und kalten Bächen.
Helmut Berg (H. Berg & Partner) war es vorbehalten, einzelne Abschnitte auch unter klimatischen Gesichtspunkten zu beleuchten, so etwa am Beispiel eines offengelegten Beverbachs im Frankenberger Viertel. Eindrucksvoll seine Bilderauswahl mit konkreten Beispielen aus Freiburg oder der Provence, die zeigen, wie anziehend, attraktiv und wohltuend offene Bachläufe auf die Menschen wirken können.
Die Oberbürgermeisterin nannte das Engagement der Ehrenamtler ein „Vorzeigeprojekt für zivilgesellschaftlichen Einsatz“. Die Stadtbaurätin pflichtete bei. Als die Initiative „Aachener Bäche ans Licht“ damals zu ihrer Auftaktveranstaltung in der Burg Frankenberg einlud, sei sie gerade erst kurz in ihrem neuen Amt in Aachen tätig gewesen. Dass sie dem Projekt einen Schub gegeben habe, wie von der Projektgruppe behauptet, sei so nicht ganz richtig. Vielmehr sei es umgekehrt gewesen. Sie, Frauke Burgdorff, habe den Schub von der Projektgruppe erhalten. Ihr Gefühl damals: „Wo so viel zivilgesellschaftliches Engagement ist, da muss man eigentlich gut arbeiten können.“
Und wenn dann auch noch das stimme, was Schriftsteller John von Düffel geschrieben hat, nämlich, dass die meisten Probleme wasserlöslich seien, müsste das Sichtbar- und Erlebbarmachen der Aachener Bäche unbedingt zu den machbaren Herausforderungen gehören.
Bleibt eigentlich jetzt nur noch, dem Rat Burgdorffs zu folgen und Düffels Werk „Vom Wasser“ als Frühlings- oder Sommerlektüre mit allen Sinnen aufzunehmen...
Aachens Bachkanäle mit Gummistiefeln erkundet ... Große Begeisterung am Tag des offenen Denkmals! Aachen hat viel zu bieten - beispielsweise unglaublich viel vergessenes Wasser in zahlreichen Bächen! Um dies deutlich zu machen, fand im September eine Kanalführung durch die unterirdischen Bäche statt.
Am Tag des Offenen Denkmals konnten Aachener Bürger:innen den unterirdischen Wurm-Bachkanal in der Brabantstraße besichtigen. Das Interesse war riesig! Rund 250 Anmeldungen gingen bei der Projektgruppe „Aachener Bäche ans Licht“ ein. Rund 70 Besucher:innen durften an der Kreuzung Oppenhoffallee hinabsteigen, dort die Einmündung des Gillesbachs sehen, den mit schönen beigefarbenen Klinkern gemauerten Wurm-Bachkanal bestaunen und an der Kreuzung Brabantstraße die Einmündung des Beverbachs klangvoll erleben.
Die Besichtigung des Bachkanals wurde von der STAWAG Aachen mit hohem personellen und gerätetechnischen Aufwand vorbereitet.
Die Projektgruppe „Aachener Bäche ans Licht“ organisierte den zeitliche Ablauf der jeweils 6 Personen starken Einstiegsgruppen und bereitete diese sicherheitstechnisch und fachlich auf den Einstieg vor. Engagierte und hilfreiche Mitarbeiter der STAWAG führten die Besucher*innen wohlbehalten durch den geheimisvoll anmutenden Bachkanal.
Nach dem Ausstieg waren aller vollauf begeistert!
Sogar die Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und die Stadtbaurätin Frauke Burgdorff ließen sich das Ereignis nicht entgehen und strahlten vor Begeisterung nach dem Ausstieg aus dem Bachkanal.
Die Aktion war ein echte Erfolg, die Aachener Zeitung berichtete am 12.09.2023 mit einem ganzseitigen Artikel und schönen Fotos über die Bachführung. Der WDR3/Lokalzeit Aachen zeigte am 12.09.2023 einen ausführlichen Beitrag zum Thema des sichtbar und erlebbar Machens der Aachener Bäche.
Hier finden Sie die jeweiligen Berichte:
Aktuelles
Präsentationen der Veranstaltung "Unsere Bäche ans Licht - Aachener:innen setzen sich ein"
Bericht über die Veranstaltung "Unsere Bäche ans Licht - Aachener:innen setzen sich ein"
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Video-Zusammenfassung der Veranstaltung
Aachener Bäche - Historisch von Birgitta Hollmann
Aachener Bäche - gestern, heute, morgen von Markus Ulrich
Wasser in Burtscheid von Christoph Klanten
Umsetzung, Nutzen, Klimaanpassung von Helmut Berg
Perspektiven der Aachener, Stadtentwicklung von Frauke Burgdorff
Links
Weiterführende Informationen
- Das Wasser soll zurück ans Tageslicht (Artikel)
- Eine neue Rinne für den Paubachkanal (Artikel)
- Erinnerung an eine nasse Belagerung (Artikel)
- Dem Bachlauf auf der Spur (Artikel)
- Die Freiburger Bächle kriegen Konkurrenz (Artikel)
- Stadt Aachen - Projekte der Stadtentwicklung
- Der Johannisbach kommt ans Licht (Video)
- "Die Aachener Bäche" (Buch)