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02.11.2018 Was uns Zusammenhält
„Was uns zusammenhält“ – Das war der Titel der Veranstaltung der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen, die am 30.10.2018 in der Montessori-Gesamtschule stattfand.
Den Rahmen bildete das Projekt „Offenes Aachen – Initiative für Demokratie, Menschenwürde, Vielfalt“, mit dem sich die Bürgerstiftung seit 2017 für den Zusammenhalt der Gesellschaft, die Gemeinsamkeit der Demokraten und die Werte des Grundgesetzes einsetzt.
Im Dialog mit Projektleiter Norbert Greuel regte „der Mann, der Freitags nie kann“, weil er seit über 10 Jahren am Freitagsabend das „Philosophische Radio“ moderiert, die etwa 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die trotz des stürmischen und regnerischen Wetters gekommen waren, zum Nachdenken an.
Jürgen Wiebecke ist auch Buchautor. Er berichtete, wie er dazu kam, 2016 durch NRW zu wandern – an die Ränder der Gesellschaft. Neugier, Zuhören, Verstehenwollen, das waren seine Antriebe, die ihn zu dem Ergebnis brachten, dass wir in einem „nervösen Land“ leben. Zu Fuß durch ein nervöses Land“ lautet der Titel seines Buchs.
Wen meinen wir mit „uns“, fragte Norbert Greuel im ersten von vier Teilen des Gesprächs, und die Diskussion, an der sich auch das Publikum beteiligte, entwickelte sich vom Antwortversuch „alle, die Demokratie wollen“ hin zu „alle Menschen, die in Deutschland leben“, auch die, die Demokratie ablehnen.
Unterschiedliche Bildungs- und Lebenschancen und ein Auseinanderleben der verschiedenen sozialen Milieus – das sind nach Wiebicke wesentliche Elemente dessen, was die Gesellschaft auseinandertreiben kann. Seit seiner Kindheit in den 60er-Jahren hat der Zusammenhalt deutlich nachgelassen, saturierte Bürger, denen es wirtschaftlich und bildungsmäßig gut geht, haben und suchen kaum Kontakt mit den Gruppen in der Gesellschaft, denen es schlecht geht.
Hinzu kommt der wachsende Rechtspopulismus. Es gibt in der Gesellschaft Gruppen, die „einen Bürgerkrieg wollen“, was Wiebicke Götz Kubitschek, einem Vordenker der Rechten zuschrieb. „Wir sollten diese Einladung ausschlagen“, appellierte Wiebicke.
Was eint uns, und was können wir tun, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken – das waren die Fragen des letzten Teils, in dem Wiebicke und Greuel Optimismus verbreiteten. Wir sind nicht hilflos den Entwicklungen ausgesetzt, wir können etwas tun, lautete die Botschaft. Allerdings sind es nicht die großen Sprünge, die jeder einzelne tun könnte, mit denen aber jeder überfordert wäre, sondern die kleinen Schritte, mit denen jeder in seinem Nahbereich aktiv werden kann. So lautet denn auch eine der „10 Regeln für Demokratieretter“, die Wiebicke in seinem Buch nennt: Die Stadt zum Dorf machen, d.h. in seinem nahen Umfeld aktiv werden. Greuel berichtete von der Zufriedenheit, die es mit sich bringt, sich ehrenamtlich zu engagieren, auch wenn es nur eine Stunde wöchentlich und nur für begrenzte Zeit ist. Motto kann nach Jürgen Wiebicke sein: Wenige bewegen viel!
Jürgen Wiebicke signierte am Büchertisch von Walter Vennen (Schmetz am Dom) seine Bücher, nachdem nach fast 2 Stunden die Diskussion geendet hatte, die Hejo Schenkelberg mit seinem Akkordeon auflockerte. Nachdenkliche Stille erzeugte er am Ende, als er leise das Lied „Die Gedanken sind frei“ anstimmte, das den Abend wunderbar abrundete.
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